Knapp 30 Interessierte aus dem Wendland und der Altmark – darunter mehrere Kommunalpolitiker der Gemeinde Luckau, des Stadtrates Salzwedel, des Altmarkkreises Salzwedel, sowie der stellvertretende BUND-Landesvorsitzende Sachsen-Anhalt und Projektleiter Grünes Band, Dieter Leupold, der BUND-Kreisvorsitzende Dr. Walter Jakel und betroffene Anwohner und Grundbesitzer – beteiligten sich an der “Exkursion Bohrschlamm” am Dienstag, dem 19.06.2018. Gemeinsam eingeladen hatten die BUND-Kreisgruppe Salzwedel, die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. und die BI “Saubere Umwelt & Energie Altmark”. Wasserwirtschaftsingenieur Bernd Ebeling erläuterte Sachstand und Hintergrund der Bohrschlammgruben bei Luckau (Wendland) und Wistedt (Altmark).
30 unsanierten Bohrschlammgruben im Wendland stehen in der Altmark 320 gegenüber mit einem Gesamtinhalt von rund 1 Million Tonnen – und zusätzlich die 200.000 Tonnen Extrem-Giftmüll bei Brüchau. Am Standort der Bohrschlammgrube Luckau wurden von 1973 bis 1991 6.400 Tonnen Bohrschlämme in die ehemalige Sandkuhle gekippt. Sie werden nun auf abgedichtete Deponien verbracht. Im Grundwasser wurden erhöhte Konzentrationen von Arsen
, Blei und Cadmium sowie Salzen festgestellt. Aufgrund der Forderungen aktiver Luckauer Bürger und der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg werden nun weitere Grundwassermessstellen eingerichtet
, um das Ausmaß des Grundwasserschadens feststellen zu können und weitere Sanierungsmaßnahmen einzuleiten. Zur Zeit stocken die Sanierungsarbeiten PuTTY , da im Bereich der Bohrschlammgrube auch Hausmüll abgelagert wurde.
Bei der mitten im Getreidefeld liegenden, in Sanierung befindlichen Bohrschlammgrube zwischen Wistedt und Osterwohle war deutlich zu erkennen, dass ölhaltige Schlämme bereits ab einer Tiefe von 60 cm anstehen. Das führte bei den Teilnehmenden zu Unverständnis. An vielen Standorten in der Altmark wird das nicht anders sein, so dass Ackerfrüchte und Gräser Schadstoffe aufnehmen, die dann in die Nahrungskette gelangen. Zur Zeit lagern ca. 1.500 Tonnen Bohrschlamm bis zu vier Metern hoch auf der Baustelle. Es riecht stark nach Kohlenwasserstoffen. Ein Zustand, welcher für Luckau nicht gewollt ist, dort sind die nächsten Wohnhäuser nur 250 m von der Bohrschlammgrube entfernt. Da das Material nicht abgedeckt ist, besteht die Gefahr, dass durch Regen Schadstoffe in das direkt angrenzende Getreidefeld gespült werden. “Wir werden die ausführende Baufirma und die LAF auffordern, diesen Missstand umgehend abzustellen”, fordert Dr. Christfried Lenz von der altmärkischen Bürgerinitiative.
Dr. Walter Jakel erinnerte an die Resolution der BUND-Kreisgruppe, die vor Monaten vom Altmarkkreis Salzwedel an die Landesanstalt für Abfallfreistellung (LAF) weitergereicht wurde, von dort bislang aber nicht beantwortet wird. Dieter Leupold ergänzte, es sei unverantwortlich von der LAF, dass sie die Besitzer der von Bohrschlammgruben betroffenen Grundstücke nicht informieren will.
Abschließend stellten die Teilnehmer der Exkursion fest, dass es mit den Abfällen der Erdgasförderung im Prinzip die gleiche Problematik gibt wie mit dem Atommüll: die Entsorgung ist letztlich ungeklärt! – Die logische Folgerung kann nur sein, wenigstens nicht noch mehr dieser Abfälle zu produzieren und schleunigst auf die sauberen erneuerbaren Energien umzusteigen.