Wo wurde nach Öl und Gas gebohrt im Wendland? Was ist an Altlasten vorhanden, wo wurden die Bohrschlämme gelagert und “ent”sorgt? An welchen Stellen wurden Bohrwässer wieder in die Erde gepresst? Und was ist heute davon zu sehen? Wie werden diese Bereiche heute gesichert, überwacht – oder ist einfach nur “Gras über die Sache gewachsen”? Die Arbeitsgruppe Fracking versucht, einigen dieser Stellen auf die Spur zu kommen.
Vor gut einem Jahr hat die SOLI-Fraktion im Kreistag Lüchow-Dannenberg die Bodenkontamination nahe Tarmitz (dort wurde in den 60er Jahren gebohrt, und Bohrwässer und -schlämme hinterlassen, die nun aufwendig beseitigt werden mussten) zum Anlass genommen, einige Fragen zu stellen. Die Antworten sehen mau aus. So wurde die Tarmitzer Bohrschlammgrube vom früheren Bergamt Celle im Jahr 1967 genehmigt; dem Landkreis lagen aber keine Unterlagen darüber vor. Und auch auf schriftliche Nachfrage des Landkreise (Juni 2010) beim mittlerweile zuständigen LBEG (Landesbergamt) konnten keine Unterlagen zur Verfügung gestellt werden. Grund: “innerbetriebliche Umstrukturierungsmaßnahmen”…
Der Landkreis selbst führt zwar ein Altlastenkataster für “stillgelegte Müllablagerungen” und Gewerbeflächen mit Altlastenverdacht, für eine systematische Erkundung von Altlasten stehen allerdings keine finanziellen Mittel zur Verfügung, so die Antwort des Landkreises aus dem April letzten Jahres. Bei “konkreten Anhaltspunkten für Boden- bzw. Grundwasserverunreinigungen” würden allerdings “sowohl Boden/
Grundwassererkundungen als auch Sanierungsmaßnahmen” durchgeführt.
Die AG Fracking hat einige Standorte aus dem Altlastenkataster des LBEG, die aus der Vergangenheit der Erdgasförderung stammen, heraus- und vor Ort aufgesucht.
An keinem der Standorte findet sich irgendein Warnhinweis auf diese Altlasten. In der Nähe von Metzingen werden direkt darüber die Felder gerade neu gepflügt. Was und wie tief unter seinem Acker an möglichen “Altlasten” lauert, ist auch dem örtlichen Landwirt nicht bekannt.
Auch die Beregnung könnte verdrecktes Wasser fördern , wenn sie nicht, wie allerdings meistens im Wendland – zentral mit Wasser versorgt wird:
Wenige hundert Meter entfernt befindet sich mitten im Wald eine große, eingezäunte Betonfläche. Hier standen bis vor etwa 10 Jahren noch Anlagen von Gasunternehmen. Nach Erinnerung von Anwohnern wurde bis dato an dieser Stelle Förderwasser von anderen Bohrstellen per LKW angeliefert und im Boden verpresst. Wie schädlich / giftig dieses Wasser war, und welche längerfristigen Folgen sich für Grundwasser und Biosphäre ergeben können, ist bislang unklar.
Von den Altanlagen sind noch Reste zu sehen: ein Betondeckel, ein Transformator, und mit Gittern abgedeckte Schächte, in denen sich immer noch Wasser befindet:
Auch in der Nähe von Pussade weist das Altlastenkataster auf eine mögliche Schlammdeponie hin. Zu erkennen ist auch dort nichts – das Feld wird wie anderswo auch weiter landwirtschaftlich genutzt.
Die Arbeitsgruppe “Fracking” der BI nimmt die Ergebnisse dieser Excursion zum Anlass, die Menschen im Landkreis aufzufordern, sich an die vergangenen Jahre zu erinnern, und uns mitzuteilen, wo eventuell noch unbekannte Bohranlagen, Verpressungen und Deponien genutzt worden.
Kontakt: AG Fracking der BI Lüchow-Dannenberg,
email: francis.althoff(att)bi-luechow-dannenberg.de