Offener Brief des Umweltinstituts München

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Offener Brief

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
sehr geehrte Frau Bundesumweltministerin Hendricks,
sehr geehrter Herr Bundeswirtschaftsminister Gabriel,
seit einigen Monaten arbeiten Sie an einem Gesetzesentwurf, der den Einsatz der Fracking-Technologie in Deutschland regeln soll. Nun ist bekannt geworden, dass sich der ursprünglich für September angekündigte Kabinettsbeschluss noch weiter verzögert, weil – insbesondere bei Fragen des Umweltschutzes – große Uneinigkeit über die Ausgestaltung besteht und die Industrie weiter massiven Druck ausübt, damit das Gesetz wirtschaftsfreundlicher ausfällt.
Wir appellieren nun noch einmal an Sie: Berücksichtigen Sie bei Ihrer Entscheidung den Willen der Bürgerinnen und Bürger. Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung lehnt Fracking ab.
Erst kürzlich haben wir Ihnen, gemeinsam mit anderen Umweltverbänden, 660.000 Unterschriften für ein vollständiges, bundesweites Fracking-Verbot überreicht.
Fracking ist eine Risikotechnologie, so auch der Standpunkt des Umweltbundesamts. Gefahren für Mensch und Umwelt können nicht ausgeschlossen werden. Gernot Kalkoffen, Europa-Chef von ExxonMobil, gab letzte Woche in einem Interview zu, dass im Zuge der Fracking-Operationen in Deutschland jahrelang giftige
Stoffe wie Benzol und Quecksilber aus Leitungen für den Transport von Lagerstättenwasser entwichen sind.
Durch schlecht abgesicherte Bohrplätze und schludrige Reinigungsarbeiten traten auch an der Oberfläche giftige Substanzen aus und entwichen in die Umwelt. Kalkoffen sprach zudem offen über Trinkwasserverseuchung in den USA und gestand ein, dass es seinem Unternehmen völlig unbekannt ist, wie viel des besonders klimaschädlichen Gases Methan durch die Fracking-Bohrungen freigesetzt wird. Die neue, angeblich giftfreie
Frackingflüssigkeit, deren baldigen Einsatz ExxonMobil zuletzt in großen Zeitungsanzeigen bewarb, ist hingegen noch nicht einmal einem Feldtest unterzogen worden.
Gleichzeitig werden den Bürgerinnen und Bürgern falsche Versprechungen über den gesamtgesellschaftlichen Nutzen von Fracking gemacht: Fracking könne zu günstigeren Energiepreisen führen und uns von russischem Erdgas unabhängig machen. Fakt ist aber, dass die deutschen Erdgasreserven viel zu gering sind, um einen Boom wie in den USA auszulösen. Deutschland braucht kein Fracking, um seine Versorgungssicherheit zu garantieren. Die Erlaubnis oder gar die finanzielle Förderung von Fracking stellt eine Verlängerung des fossilen Zeitalters und damit eine Bremse für den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien dar.
Diese sind es aber, die uns tatsächlich unabhängig von Energieimporten machen und die auch in Zukunft für niedrige Energiepreise sorgen werden.
Knicken Sie nicht ein vor den Profitinteressen der Energiekonzerne! Eine Genehmigung von Probebohrungen wird dazu führen, dass Konzerne, die in diese Bohrungen investieren, die kommerzielle Nutzung einfordern werden. Auch ein Verbot von Fracking bis zu einer Tiefe von 3000 Metern wird die Industrie nicht davon abhalten, Bohrungen durchzuführen, denn ein Großteil der Schiefergasreserven liegt unterhalb dieser 3000 Meter. Nur mit einem konsequenten Fracking-Verbot kann eine nachhaltige Energiewende gelingen.
Mit freundlichen Grüßen
Christina Hacker
Vorstand
Umweltinstitut München e.V.
Umweltinstitut München e.V.
Landwehrstraße 64a
80336 München
www.umweltinstitut.org
Franziska Buch

Hier geht es zur online-Unterschriften-Aktion gegen Fracking:

online Aktion Fracking verbieten

 

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